Bergbautradition

Die Geschichte der Bergstadt Lautenthal als eine von sieben Oberharzer Bergstädten ist durch den Bergbau und das Hüttenwesen geprägt. Mit der Eingemeindung in die neue Stadt Langelsheim ging die Bezeichnung "Bergstadt" verloren. Auf Betreiben des Ortsrates Lautenthal wurde der Namenszusatz aber erfreulicherweise im November 2013 durch den Niedersächsischen Innenminister wieder verliehen.

Bereits im 12. Jahrhundert drangen Bergknappen in die Wildnis des Oberharzes ein, um nach Erz zu schürfen. Der Name Lautenthals wurde schon im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt, der Bergbau in Lautenthal kam jedoch erst im 16. Jahrhundert durch den Erzfund des Bergmanns Kaspar Bitter zu neuer Blüte.

Herzog Heinrich der Jüngere zu Braunschweig rief obersächsische Bergleute herbei. Sie errichteten nahe der Erzfundstätten um 1538 die ersten Wohnhäuser und brachten so die Ansiedlung des Ortes im Tal der Laute voran. Bis in die heutige Zeit hat sich eine leicht sächsische Sprachfärbung in Teilen der Oberharzer Bevölkerung erhalten. Im Stadtteil Bergstadt Lautenthal wird die Mundarttradition vom Harzklub-Zweigverein gepflegt.

Lautenthal erhielt die bergfreiheitlichen Stadtrechte mit Rat und Richter im Jahr 1613. Die Einwohner waren damit vom Militärdienst und von der Zahlung einiger Steuern befreit. Mit der Grube "Lautenthals Glück" war ab 1600 durch den Bergbau auf dem Harz ein neues blühendes Wirtschaftsgebilde entstanden. Gefördert wurden überwiegend Silbererze. Die ehemalige Grube beheimatet heute das gleichnamige, über die Grenzen der Bergstadt Lautenthal hinaus bekannte Bergwerksmuseum. Als besondere Besucherattraktion wird hier unter Tage eine Fahrt in einem originalgetreuen Erzkahn angeboten.

Noch heute sind in der Bergstadt Lautenthal Teile des Oberharzer Wasserregals (Oberharzer Wasserwirtschaft) erhalten bzw. wieder hergestellt. Dieses von den Bergleuten im 16. bis 19. Jahrhundert geschaffene besondere technische System mit Wassergräben und Stauteichen durchzieht den Harz. Es diente der Speicherung und Umleitung des Wassers. In den Bergwerken wurde das Wasser zum Betrieb der Wasserräder, der sogenannten Kunsträder, benötigt. Der Bergbau wäre ohne diese technische Errungenschaft nicht zu seiner großen Bedeutung gekommen. Seit 2010 gehört die Oberharzer Wasserwirtschaft wegen ihrer Einzigartigkeit neben dem Bergwerk des Goslarer Rammelsbergs zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Als Zeugen der bergbaulichen Geschichte findet man in Lautenthal noch viele, teils denkmalgeschützte Häuser mit dem typischen Harzer Holzhausbeschlag. Sie prägten das Ortsbild der Oberharzer Bergstädte. Alljährlich Ende Februar/Anfang März wird in der Bergstadt Lautenthal in Erinnerung an die Bergbautradition das traditionelle Bergdankfest mit Gottesdienst und Tscherperfrühstück gefeiert.